Wörter und Begriffe können unterschiedlich genutzt werden. Grade im Bereich der Trans*sexarbeit kommen häufig unterschiedliche Realitäten zusammen. Sowohl wir Sexarbeiter_Innen als auch unsere Kunden benutzen unterschiedliche Wörter. Diese Unterschiedlichkeit ist zu respektieren. Nehmt euch bitte die Zeit den Backround der kommunizierenden Person zu hinterfragen und verurteilt nicht vorschnell Personen, die andere Wörter als Ihr verwenden. Wir sind lesbisch, schwul, heterosexuell, queer, migrantisch, poc, weiss, trans*, cis oder nichts davon. Ist doch klar dass wir unterschiedliche Wörter benutzen. Teilweise müssen wir beruflich andere Wörter und Beschreibungen für unserere Körper und Sexualität benutzen als privat, manchmal passt das gut und manchmal stellt das für Einzelne ein Problem dar. Richtig ist was sich für die Betroffenen gut anfühlt. Respektiert die Selbstdefinition von Trans*sexarbeiter_Innen und fragt, welche Wörter sie für sich, ihre Körper, ihre Arbeit und Ihre Sexualität benutzen.

  • Peer to peer: Von Betroffenen für Betroffene. In unserem Fall heißt das: Wer mit uns zusammenarbeitet sollte Sexarbeitserfahrung haben und nach Möglichkeit auch als Trans*sexarbeiter_In tätig sein oder gearbeitet haben.
  • Trans*: Ist der Oberbegriff für alle: Umfasst ganz verschiedene Menschen. Von Leuten, die sich keinem Geschlecht zuordnen bis hin zu Menschen, die sich klassischerweise als transsexuell bezeichnen und sich eindeutig einem binären Geschlecht zuordnen. Es gibt auch Personen, die keine Cis*Personen (kommt gleich) sind, aber sich nicht als Trans* bezeichnen, sondern eventuell als ehemals trans* oder mit transsexuellem Hintergrund, weil sie trans*nur als Phase betrachten und sich danach einfach nur als Frau oder Mann definieren.
  • Cis: Ist quasi das Gegenstück zu trans*. Eine Cisgendered Person, Cismännlich oder Cisweiblich, Cisfrau oder Cismann, ist eine Person die aktuell in dem Ihr/ihm zugewiesenen Geburtsgeschlecht lebt. Wenn schon Trans*leute durch besondere Wortwahl kenntlich gemacht werden ist es nur gerecht und emanzipatorisch auch Cispersonen als solches zu kennzeichnen. Cismenschen sind diejenigen, die sich mit ihrem bei der Geburt zugewisenen Geschlecht identifizieren können. In der etwas subtileren Form geht es oft darum, dass Trans*Frauen oder Männer anders behandelt, als Cis*Frauen oder Männer, woran dann deutlich wird, dass eine oberflächliche Akzeptanz, dann im konkreten doch nicht vorhanden ist. Der Punkt mag an einigen Stellen etwas schwierig sein, da es in manchen Situationen ja auch angebracht ist, wenn es um konkrete Unterschiede geht auf trans*Leute speziell einzugehen.
  • Transsexuell: sich mit dem (in einem binären geschlechtersystem) „anderen“ als dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht identifizierend. Hat entgegen dem Wortklang nichts mit sexueller Orientierung zu tun. Diese Missverständnis wird leider durch Aneinanderreihung wie LGBT (lesbian-gay-bisexual-trans) gefördert.
  • transident: ist ein Begriff der verdeutlicht, dass trans* die Identität und nicht Sexualität betrifft. Also transidente Personen trifft es deutlich besser.
  • transgender: sich überwiegend nicht in der zugewiesenen Geschlechtsidentiät wiederfinden (dieser Begriff lässt z.B. auch Raum für Menschen, die sich weder als „weiblich“ noch als „männlich“ definieren). Wird häufig in Abgrenzung zu „transsexuell“ von Personen benutzt, die nicht von einem natürlichen binär geschlechtlichem System ausgehen. Quasi das Gegenstück zu Cisgender.
  • Transvestitismus: Tragen „gegengeschlechtlicher“ Kleidung zu bestimmten Anlässen, aber grundsätzliches Identifizieren mit dem zugewiesenen Geschlecht. Weiter unten kommt noch etwas mehr dazu beim Thema „TV“.
  • ftm/mtf: Abkürzungen für “female to male“ „Frau zu Mann“ und „male to female“, “Mann zu Frau“. Eine Trans*frau ist KEIN Mann, der eine Frau SEIN MÖCHTE, sondern eine Frau, die falsch zugeordnet wurde bei ihrer Geburt oder später.
  • Passing: von aussenstehenden Menschen als dem Identitätsgeschlecht zugehörig wahrgenommen werden wäre ein „gutes Passing“ wir alle passen. Werden als etwas wahrgenommen. Wenn mensch als trans* passt zieht das oft Verwirrung, Diskriminierungen und grenzüberschreitende Fragestellungen und Handlungen bzw. Beschimpfungen nach sich.
  • Transition: Eine Transition ist eine Veränderung. Im mainstream trans*kontext ist dieses oft der Weg vom zugewiesenen Geschlecht zum Identitätsgeschlecht.
  • Binder: Sachen zum Brust abbinden. Bei Transgenderbutches und Transmännern ohne BrustOP oft verwendet.
  • Stuffer: Verschiedenste „Dinge“ zum in die Hose stecken, die einen Penis suggerieren sollen.
  • out / stealth: Out heist das der trans*Hintergrund bekannt ist. Stealth bedeutet ungeoutet im Identitätsgeschlecht leben bzw. arbeiten. Als cisgendered Sexarbeiterin ist es deutlich einfacher und lukrativer zu arbeiten. Stealth arbeiten beinhaltet oft einen enormen Druck in der Arbeit weil Kunden von cisgendered Sexarbeiterinnen wütend würden wenn sie rauskriegen das die Arbeiterin tatsächlich trans* ist, eröffnet aber die Möglichkeit so wie gewünscht zu arbeiten und höhere Preise, mehr Kunden und Zugang zu mehr Arbeitsbereichen zu haben.

Sexarbeitsspezifische Begriffe:

Also Begriffe, die wichtig im Arbeitskontext sind und nicht zwingend privat genutzt werden. Teilweise können diese Begriffe privat uninteressant sein oder abgelehnt werden. Wir müssen mit den Wörtern leben, die verwendet werden.

  • Transsexuell /TS: Transweibliche Sexarbeiterin. Idealerweise mit Silikonbrüsten und der Möglichkeit Sperma zu produzieren und bestmöglichem Passing als Highfemme. Mittlerweile wird in Deutschland zunehmend der Begriff „transgender“ verwendet. Für trans*männliche Sexarbeiter gibt es keine gängigen Begriffe da es noch unüblich in Europa ist mit einem Trans*masculinen Körper als Trans*mann* der Sexarbeit nachzugehen.
  • Transvestit/TV: Transvestiten gibt es auch als Sexarbeiter/in. Ganz selten ist der Unterschied zwischen TS und TV nicht bekannt. Normalerweise wird in der Sexarbeit in Deutschland dieser Begriff für weibliche  Trans*sexarbeiter_Innen ohne Genital-, und BrustOP genutzt.
  • Crossdresser/ Damenwäscheträger (DWT) – unübliche Randerscheinung, es gibt einige die auch so arbeiten. Die Preise sind eher im Bereich der Mann/männlichen Prostitution. Das Crossdressing bezieht sich fast ausschliesslich auf das tragen als gegengeschlechtlich gelesene Kleidung wenn das in binärer Geschlechterlogik gedacht wird.
  • Pre-OP: die gängige Art zu arbeiten und am meisten gefragt. Für die Kunden ist es wichtig, das die Trans*sexarbeiterin einen Schwanz (nach Kundendefinition eines Schwanzes) hat. Nur weil die Genitalform auf Arbeit als Schwanz bezeichnet wird heißt es nicht das privat derselbe Terminus verwendet wird. Mit „OP“ ist im Bereich der Sexarbeit eine Neovagina gemeint.
  • Post-OP: nach Anfertigung einer Neovagina. Hat massiven Kundenverlust und niedrigere Preise zur Folge. Wenn es nach der OP nicht möglich ist stealth, sprich in diesem Fall als cisweibliche Sexarbeiterin, zu arbeiten, was einige schaffen, bedeutet das oft starke ökonomische Probleme.
  • Shemale/ Schwanzmädchen/ Transe/ Ladyboy/ Transgirl- andere Begriffe für TS. Gelten außerhalb der Sexarbeit oft als Beleidigungen und sind dort (genauso wie Nutte oder Hure) nur von Trans*sexarbeiter_Innen zu verwenden.